400 Kilometer Fahrt, das Fan-Treffen zum Talladega außerhalb der Twitter-Bubble und der Genuss des realen Lebens
Die #GermanHomeofNASCAR-Community, die sich jeden Sonntagabend online trifft, um gemeinsam den US-Amerikanern und dem Mexikaner Daniel Suarez im Kreisfahren zuzusehen, findet doch stark hinter Bits und Bytes in der virtuellen Welt statt.
Die #GermanHomeofNASCAR-Community, die sich jeden Sonntagabend online trifft, um gemeinsam den US-Amerikanern und dem Mexikaner Daniel Suarez im Kreisfahren zuzusehen, findet doch stark hinter Bits und Bytes in der virtuellen Welt statt.
Doch es kam das große Glück: Ein Reel auf Instagram, das ein NASCAR Public Viewing am Sonntag vor dem Rosenmontag in Wissen (Westerwald) versprach. Ich dachte bloß: "Wie geil ist das denn?" Als Rheinländer, für manche außerhalb der Karnevalsgebiete vielleicht nicht nachvollziehbar, stellte mich das vor ein paar Probleme.
Vor allem, weil die Ankündigung etwas kurzfristig kam und für mich als "NASCAR-Addicted" der Sonntag ohnehin aufgrund des Daytona 500, gepaart mit dem Kinderdienst, vorreserviert war. Denn meine Frau hatte mit ihren Mädels den persönlichen Feiertag eingeläutet. Also, lange Rede, kurzer Sinn: Ich konnte nicht nach Wissen. Es war ein Ärgernis, obwohl das Public Viewing nur eine Stunde Autofahrt entfernt war.
Ich hoffte auf einen Erfolg der ersten Auflage, die von "GermanRednecks" und "USCandy.de" veranstaltet wurde. Und was soll ich sagen? Die Hoffnung hat sich ausgezahlt. Denn zum GEICO 500 in Talladega fand am 23.4. die zweite Auflage des Public Viewings statt. An dieser Stelle möchte ich die besten Grüße und das beste Dankeschön an Marcel (USCandy.de) und Any (GermanRednecks) aussprechen. Beide sind sehr aktiv auf Instagram, leider aber nicht bei uns in der Twitter-Bubble.
Sei es drum. Für die zweite Public-Viewing-Auflage wurde eine alte Industriehalle in Oberhausen auserkoren. Weil das Public Viewing diesmal ein paar Wochen vor dem Talladega-Rennen bekannt gegeben wurde, wurde zuerst der Routenplaner bemüht. Mich trennten von Oberhausen nur 200 Kilometer, da dachte ich mir: "Das ist gut machbar."
Aber da waren die Kinder, auf die während meiner Abwesenheit geachtet werden muss. Also, Telefon in die Hand genommen und bei Oma und Opa nachgefragt. Ein fettes Dankeschön für die Kinderbetreuung möchte ich an dieser Stelle aussprechen!
Die frohe Botschaft des zweiten NASCAR Public Viewings verkündete ich in unserer Twitter-Gruppe, die wir liebevoll "NASCAR Stammtisch" getauft haben. Robert sagte mit seiner Frau "Schokobeere" zu, "theKyrz" kündigte sich ebenfalls an. Während ich Robert bereits aufgrund privater Treffen und leftturnsonly.de kenne, kannte ich NASCAR-Twitter-Urgestein "theKyrz" nur durch unsere Stammtisch-Gruppe. Ohne ihn hätte es wahrscheinlich LTO nie gegeben, aber dies eine ganz eigene Geschichte wert.
Freute ich mich bereits Tage vor dem Treffen. Die Vorfreude und Spannung stiegen täglich, die Tickets hatte ich aufgrund der Bestellung auf NASCARBUDDY.de bereits in der Tasche.
Der Sonntag trat ins Haus und die Uhr schlug 15 Uhr. Den Familienbomber tankte ich bis an den Rand voll, auch wenn es aufgrund der Bauart der konventionellen Tankanlage ohne Gas-Man-Einlag ablief. Zwei Softdrinks zierten die Mittelkonsole meines Familienbombers, der ehrwürdige Asphalt für mein persönliches Autobahn-Talladega lag vor mir.
Es versteht sich an dieser Stelle, dass ich mich an die Straßenverkehrsordnung gehalten habe. Jedenfalls, auf ein schnelles Vorankommen folgte eine Baustelle auf die nächste. Ihr kennt es ja, wie nervig das sein kann. Muss ich wohl hier nicht expliziert ausführen.
In Oberhausen erhaschte mich der McDonalds, die "Goldene 3K-Regel" (Kaffee, Kippe, Klo) hatte ihren Auftritt. Ein letzter Blick auf die Karte und das Adlerauge erfasste den besten Parkplatz vor der alten Industriehalle. Und solang kein Stau dazwischenkommt, wird nach dem Gesetz der "eisernen Regel" durchgefahren. Einzige Ausnahme: Alarm 1000 und die Gefahr eines nassen Sitzes.
Ich schaffte es nach 200 Kilometern zum Treffpunkt, der Parkplatz lag im Zentrum Altenberg direkt vor den Toren der Halle. Doch was sah ich da? 50 Menschen gehobenen Alters vor dem Eingang, an der Seite des Foodtrucks. Nach der Verwirrung kam der Lichtblick. Ich war doch richtig, zwei NASCAR-Boliden standen ausgestellt, gepaart mit privaten Muscle Cars.
Dennoch war mein Gedanke einer: Mit meinen sportlichen Mid-30ern würde ich den Altersdurchschnitt ganz schön herunterziehen. Bis ich herausfand, dass in der Nachbarhalle ein Jazz-Konzert stattfand. Das erklärte die älteren Herren, die das Day-Drinking genossen, denn die Veranstaltung fand von 17 bis 20 Uhr statt.
Sehr zur Freude des Foodtruck-Betreibers, denn die hungrigen Konzertgänger schlugen sich vor der Heimfahrt den Magen voll. Die US-Kultur hatte es ihnen voll angetan, die Blicke wanderte nämlich zu uns NASCAR-Fans herüber. Doch dazu später mehr.
Was ich hörte ich aus der Ferne? Einen allein anreisenden "theKyrz", bevor Robert mit Gattin "Schokobeere" eintraf. Die Lage war gescannt und der Check-In in die Halle abgeschlossen. Nachdem das Ticket gescannt und uns der Eintritt gewährt wurde, begrüßte uns Any mit den Goodies. Enthalten waren ein Plakat der Veranstaltung (Hut ab für die Idee!), Sammelsurium amerikanischer Süßigkeiten, ein Kalender mit hübschen Frauen, ein Softdrink in der Dose, den es hier in der Deutschland in dieser Variante normalerweise nicht gibt, und ein paar Flyer.
Sicher im Familienbomber verwahrt und zurück in die abgedunkelte Halle. Der Industriecharme mit einer großen NASCAR-Leinwand. Die Einrichtung war klassisch, aber absolut passend! Barhocker an Stehtischen und einzelne Sessel. Links eine Bar für Moonshine und eine riesige Ausstellung von MRS-Modellautos. Es war fast zu gut, um wahr zu sein. Alle Startnummern waren in so ziemlich jeder Lackierung in jedem Maßstab zu erwerben.
Rechts standen mehrere Tische, vollgepackt mit Süßkram aus den Staaten (Danke an USCandy.de!) und eine lange Theke für normale Getränke. Wir vier sind schnell zu einem Schluss gekommen: 5 Sterne! Absolute Weltklasse, auch wenn es keinen Kaffee gab, den ich so dringend gebraucht hätte, wie sich später herausstellte.
Zwei Stunden vor Übertragungsbeginn standen wir also da: Drei Mann plus eine Frau lernen sich und weitere Gleichgesinnte bei ein paar Bier näher kennen. Netzwerken auf Oldschool-Art eben. Die Uhr, nun, drehte sich so schnell, dass die Zeit im Wimpernschlag vorüberging. An dieser Stelle sei mir scherzhaft erlaubt: Wir haben alle den gleichen NASCAR-Dachschaden!
Doch nicht nur das Bier machte die Musik, auch das Abendessen. Ein einfacher Cheeseburger verließ die Theke für 9 Euro, der Premium Burger ging für 15 Euro an den NASCAR-Fan und ein mal Pommes wechselte den Besitzer für 4 Euro. Es schmeckte fantastisch und das Preis-Leistungs-Verhältnis mehr als nur in Ordnung! Ich habe schon für deutlich mehr Geld schlechtere Burger gegessen. Deshalb: Dickes Lob an den Koch!
Die Luft bebte förmlich, als die zwei vor der Halle ausgestellten Boliden gestartet wurden. Sofort fühlte ich mich an 2018 zurückerinnert, als ich die ungefilterte V8-Rennwagen-Melodie das letzte Mal in Daytona zu Ohren bekommen hatte. Ich liebe einfach diesen Sound, es ist unbeschreiblich und brutal laut zugleich!
Zurück in die Halle und der Startschuss für die Pre-Race-Show! Von scharfem Wettessen (Robert hat leider verloren) und Moonshine-Tasting, während im Hintergrund eine Compilation von Rennunfällen alter NASCAR-Tage gezeigt wurde. Genau mein Ding.
Pünktlich zum Übertragungsbeginn von MotorvisionTV waren Bild und Ton vorhanden, die grüne Flagge signalisierte das "Boogity, Boogity, Boogity!
Das Rennen habt ihr ja alle selbst gesehen, das beschreibe ich deshalb nicht. Eines kann ich euch aber verraten: Meine Rechnung ergab ca. 150 NASCAR-Fans, die sich von jung bis alt und über jedem erdenklichen Spektrum der Gesellschaft aufteilten.
Zum Ende hin wurde es zwar etwas leerer, aber dies war zu erwarten. Denn es ging, wie fast immer, spät in die Nacht. Und bei ein paar Jungs hatte sich der Moonshine bemerkbar gemacht, die Augen wurden immer schwerer. Aber wer soll es ihnen verdenken.
Für mich hieß es nach dem Fallen der Zielflagge: Ab nach Hause! Also, den Familienbomber gestartet, an der ersten Tankstelle noch einen lang ersehnten Kaffee gekauft und zwei Stunden die A3 entlang gerast. Die Speeding-Strafe sammelte ich auch, dafür habe ich aber ein nettes Blitzerfoto schießen lassen. Doch, auch wenn das Knöllchen im Nachhinein ärgerlich ist, ich war um 03:15 Uhr wieder daheim.
Sollte es zu einer dritten Public-Viewing-Auflage kommen, bin ich wieder dabei! Unsere Community wächst, und ihr könnt alle ein Teil davon sein. Egal ob über Likes, Diskussionen oder bei Event-Besuchen. Wir sind die #GermanHomeofNASCAR-Community! Und ich darf sagen: Ich bin ein stolzer Teil dieser Community!
Mit freundlichen V8-Grüßen
Daniel, Leftturnsonly.de
Mit Bildmaterial von Daniel Leisenfield
Mit Bildmaterial von Daniel Leisenfield