Hendrick Motorsports nach Titelgewinn im Vorjahr und der Kyle-Larson-Verpflichtung wieder zurück als Power-House? Nach dieser Regular: Ein ganz klares “Ja”, findet Alessandro Righi. Ein Team, dass bis zur Meisterschaft in Phoenix durch Chase Elliott mit dem Generationswechsel zu kämpfen hatte und weit davon entfernt war, mit den glorreichen Jimmie-Johnson-Zeiten in Verbindung gebracht zu werden.
Doch Hendrick Motorsports fand 2021 den Weg zurück in die Spur, wobei im Vergleich Stewart-Haas Racing rund um Kevin Harvick in jeglicher Hinsicht den Erwartungen deutlich hinterher fuhr und nur einen Sieg durch Aric Almirola sowie eine Harvick-Teilnahme an den Playoffs - über die Punkte wohlgemerkt - vorzuweisen hat. Das und noch mehr wird in der weiteren Kolumne genauer besprochen.
Liebe GHoN-Freunde,
Was für eine Saison legt Hendrick Motorsports rund um Alex Bowman, William Byron, Chase Elliott und Kyle Larson hin? Nicht nur dominierte das Team, das einst Namen wie Jeff Gordon, Jimmie Johnson, Mark Martin oder gar Dale Earnhardt Junior (auch wenn die letzten beiden nie einen Titel holten) als Fahrer beschäftigte, die Regular Season 2021, sondern sie schaffen aktuell auch das, was noch vor zwei Jahren kaum möglich erschien.
Kurz gesagt: Den Generationswechsel. Denn nachdem Gordon seine Fahrerkarriere 2015 beendete, Junior 2017 aufgrund der Folgen seiner Gehirnerschütterung folgte, übergab Johnson als letzter der “alten Garde” die Verantwortung sinnbildlich beim Phoenix-Finale 2020 an den frisch gekrönten Meister Elliott.
War es ein - vorsichtig ausgedrückt - Ü40-Rennstall, ist Larson nach seinem Geburtstag am 31. Juli nun der älteste Pilot im Hendrick-Haus - und das mit gerade einmal 29 Jahren. Bowman ist knappe neun Monate jünger, Elliott erst 25 und der “Jungspund” Byron erst 23. Oder in anderen Worten: Vier Fahrer, die mindestens noch 15 bis 20 Jahre auf der Bildfläche zu sehen sein werden.
Dabei ist gerade der noch 2020 vor die Tür gesetzte Ex-Chip-Ganassi-Pilot - die Story kennt Ihr alle - jener, der die Massen polarisiert. Eine Dominanz, die wir im Vorjahr von Kevin Harvick (Stewart-Haas Racing) und Denny Hamlin (Joe Gibbs Racing) sahen. Fünf Regular-Season-Siege, ein All-Star-Erfolg, 14 Top-5-Ergebnisse, 18-mal insgesamt in den Top Ten und 11 Stages gingen an den Kalifornier. Zahlen, die wir 2020 eben von Harvick und Hamlin erlebten.
“Mister H.” mit dem richtigen Riecher
Aber es sind auch seine Teamkollegen Bowman, Byron und Elliott, die dem restlichen Feld Kopfzerbrechen bereiten. Denn die Startnummer 48 gewann von Richmond bis Pocono 1 drei der zehn Rennen, Byron fuhr in Homestead-Miami dem Sieg entgegen und sammelte 16 Top-Ten-Resultate (neun davon als Top 5), während der 2020er-Champion auf zwei Siege und den inoffiziellen Titel des “Rundkurs-Meisters” kommt.
Rick Hendrick - oder “Mister H.” wie er in Fachkreisen auch genannt wird - hat mit diesem Quartett bislang alles richtig gemacht und ein Team geschaffen, dass definitiv das Potenzial hat, wie Gordon, Johnson oder der ewige Mark Martin in die Geschichtsbücher einzugehen. Zudem passt die Harmonie im Team, weshalb es keinen Zunder-Bedarf, wie es einst bei Joey Logano mit Matt Kenseth zu Joe-Gibbs-Racing-Zeiten der Fall war, gibt.
Aber, und das ist ganz wichtig, die Playoffs schreiben ihre ganz eigene Geschichte. Passt ein Rennen nicht, kann es das bereits gewesen sein, wie die NASCAR-Community spätestens nach dem Martinsville-”Halbfinale” bei einem Titelanwärter bemerkt haben dürfte. Selbstgefälligkeiten sind in so einem K.O.-Format definitiv fehl am Platz.
Hendrick Motorsports ist zwar vermeintlich das neue Power-House-Team, allerdings kann dies auch ganz schnell nach hinten losgehen und die Herren in den Autos von Joe Gibbs Racing oder Team Penske zu den “Nutznießern” in Punkto Meisterschaft machen.
Joe Gibbs Racing und Team Penske - Die lauernden Kontrahenten
Fangen wir mit dem Rennstall vom “Coach” an. JGR hielt bis zuletzt mit Denny Hamlin die Köcher im Kampf um den Regular-Season-Titel - und das wohlgemerkt ohne einen einzigen Saisonsieg! Zwar unterlag man mit der Startnummer 11 Larson, jedoch sammelten der Co-Owner von 23XI Racing, Martin Truex Jr., Kyle Busch und Christopher Bell zusammen sechs Siege, 15 Stage-Erfolge und 36 Top-5-Resultate.
Zudem hält JGR mit MTJ und Kyle Busch zwei Meister-Fahrer in den eigenen Reihen, samt Hamlin, der ebenfalls “Final-Four”-Erfahrung aufweisen kann. Im Vergleich: Bei Hendrick Motorsports war bislang nur Elliott (im aktuellen Kader) unter den letzten Vier.
Unter den letzten Vier waren ebenfalls aus dem Hause Penske Joey Logano und Brad Keselowski vertreten. Logano, der 2018 den Titel holte und damit die sechsjährige Durstrecke nach dem BK-Erfolg 2012 beendete, weiß mit seinem Kompagnon also ganz genau, worauf es in der entscheidenden Phase der Saison ankommt.
Einer der dabei nicht vergessen werden darf: Ryan Blaney. In Atlanta 1 bereits das Playoff-Ticket im direkten Duell gegen Kyle Larson gelöst und zuletzt in Michigan und Daytona zwei Siege in Folge geholt hat, könnte anno 2021 ebenfalls ein Kandidat dafür sein, wenn Hendrick Motorsports federn lässt, den ganz großen Wurf zu lassen.
Unterm Strich also: JGR und Penske lauern wie ein Rudel hungriger Löwen hinter einer Antilope. Sobald Hendrick Motorsports ein Fehler zulässt, einmal schwächelt, werden JGR und Penske mit sieben Mann die Chance beim Schopf ergreifen.
Was ist unterdessen los bei Harvick und Stewart-Haas?
Eine Horror-Saison erlebten bislang der 2014er-Champion und sein Team. In der Vorsaison in Sachen Resultate noch auf den Spuren von Dale Earnhardt Senior und Jimmie Johnson unterwegs gewesen, schien Harvick in der ersten Teil-Saison 2021 wie vom Erdboden verschluckt. Kein Stage-Sieg und kein Rennerfolg sprangen für den Veteranen heraus.
Trotzdem langte es nach Michigan über die Punkte, an den Playoffs teilhaben zu dürfen. Den einzigen Sieg feierte man mit Almirola in New Hampshire - und eben keinen mit Harvick! Auch Chase Briscoe und Cole Custer fanden den Weg nicht in die Siegerstraße. Es kam gar soweit, dass Stewart-Haas Racing auf Briscoe und Custer nicht um den Titel fahren wird.
Und ehrlich gesagt runzelt mir die Stirn beim Gedanken, dass Harvick und Almirola überhaupt die erste Playoffs-Runde überstehen werden. Meiner Auffassung nach wird sich die NASCAR-Gemeinde von der #4 und der #10, sowie von Michael McDowell (Front-Row Motorsports) und Tyler Reddick (Richard Childress Racing) nach der ersten Playoffs-Runde verabschieden müssen.
Bei Stewart-Haas Racing wird für 2022 definitiv einiges getan werden. Harvick hat bis einschließlich 2023 einen Vertrag, mit Custer und Briscoe hat der Rennstall Potenzial. Nur bei Almirola, der durch Smithfield Foods reichlich Sponsorgeld an Bord bringt, sollte man in der Chefetage doch zweimal überlegen, ob eine Beförderung von Riley Herbst (Xfinity-Programm) trotz des Geldes nicht sinnvoller wäre.
Im Grunde genommen bleibt am Ende eines: Auch wenn ich Harvick als Meister getippt habe, bleibe ich beim Aus in der ersten Playoffs-Runde. Nach der Regular-Season ist Larson definitiv der heißeste Tipp auf die Meisterschaft.
Doch Hendrick Motorsports fand 2021 den Weg zurück in die Spur, wobei im Vergleich Stewart-Haas Racing rund um Kevin Harvick in jeglicher Hinsicht den Erwartungen deutlich hinterher fuhr und nur einen Sieg durch Aric Almirola sowie eine Harvick-Teilnahme an den Playoffs - über die Punkte wohlgemerkt - vorzuweisen hat. Das und noch mehr wird in der weiteren Kolumne genauer besprochen.
Liebe GHoN-Freunde,
Was für eine Saison legt Hendrick Motorsports rund um Alex Bowman, William Byron, Chase Elliott und Kyle Larson hin? Nicht nur dominierte das Team, das einst Namen wie Jeff Gordon, Jimmie Johnson, Mark Martin oder gar Dale Earnhardt Junior (auch wenn die letzten beiden nie einen Titel holten) als Fahrer beschäftigte, die Regular Season 2021, sondern sie schaffen aktuell auch das, was noch vor zwei Jahren kaum möglich erschien.
Kurz gesagt: Den Generationswechsel. Denn nachdem Gordon seine Fahrerkarriere 2015 beendete, Junior 2017 aufgrund der Folgen seiner Gehirnerschütterung folgte, übergab Johnson als letzter der “alten Garde” die Verantwortung sinnbildlich beim Phoenix-Finale 2020 an den frisch gekrönten Meister Elliott.
War es ein - vorsichtig ausgedrückt - Ü40-Rennstall, ist Larson nach seinem Geburtstag am 31. Juli nun der älteste Pilot im Hendrick-Haus - und das mit gerade einmal 29 Jahren. Bowman ist knappe neun Monate jünger, Elliott erst 25 und der “Jungspund” Byron erst 23. Oder in anderen Worten: Vier Fahrer, die mindestens noch 15 bis 20 Jahre auf der Bildfläche zu sehen sein werden.
Dabei ist gerade der noch 2020 vor die Tür gesetzte Ex-Chip-Ganassi-Pilot - die Story kennt Ihr alle - jener, der die Massen polarisiert. Eine Dominanz, die wir im Vorjahr von Kevin Harvick (Stewart-Haas Racing) und Denny Hamlin (Joe Gibbs Racing) sahen. Fünf Regular-Season-Siege, ein All-Star-Erfolg, 14 Top-5-Ergebnisse, 18-mal insgesamt in den Top Ten und 11 Stages gingen an den Kalifornier. Zahlen, die wir 2020 eben von Harvick und Hamlin erlebten.
“Mister H.” mit dem richtigen Riecher
Aber es sind auch seine Teamkollegen Bowman, Byron und Elliott, die dem restlichen Feld Kopfzerbrechen bereiten. Denn die Startnummer 48 gewann von Richmond bis Pocono 1 drei der zehn Rennen, Byron fuhr in Homestead-Miami dem Sieg entgegen und sammelte 16 Top-Ten-Resultate (neun davon als Top 5), während der 2020er-Champion auf zwei Siege und den inoffiziellen Titel des “Rundkurs-Meisters” kommt.
Rick Hendrick - oder “Mister H.” wie er in Fachkreisen auch genannt wird - hat mit diesem Quartett bislang alles richtig gemacht und ein Team geschaffen, dass definitiv das Potenzial hat, wie Gordon, Johnson oder der ewige Mark Martin in die Geschichtsbücher einzugehen. Zudem passt die Harmonie im Team, weshalb es keinen Zunder-Bedarf, wie es einst bei Joey Logano mit Matt Kenseth zu Joe-Gibbs-Racing-Zeiten der Fall war, gibt.
Aber, und das ist ganz wichtig, die Playoffs schreiben ihre ganz eigene Geschichte. Passt ein Rennen nicht, kann es das bereits gewesen sein, wie die NASCAR-Community spätestens nach dem Martinsville-”Halbfinale” bei einem Titelanwärter bemerkt haben dürfte. Selbstgefälligkeiten sind in so einem K.O.-Format definitiv fehl am Platz.
Hendrick Motorsports ist zwar vermeintlich das neue Power-House-Team, allerdings kann dies auch ganz schnell nach hinten losgehen und die Herren in den Autos von Joe Gibbs Racing oder Team Penske zu den “Nutznießern” in Punkto Meisterschaft machen.
Joe Gibbs Racing und Team Penske - Die lauernden Kontrahenten
Fangen wir mit dem Rennstall vom “Coach” an. JGR hielt bis zuletzt mit Denny Hamlin die Köcher im Kampf um den Regular-Season-Titel - und das wohlgemerkt ohne einen einzigen Saisonsieg! Zwar unterlag man mit der Startnummer 11 Larson, jedoch sammelten der Co-Owner von 23XI Racing, Martin Truex Jr., Kyle Busch und Christopher Bell zusammen sechs Siege, 15 Stage-Erfolge und 36 Top-5-Resultate.
Zudem hält JGR mit MTJ und Kyle Busch zwei Meister-Fahrer in den eigenen Reihen, samt Hamlin, der ebenfalls “Final-Four”-Erfahrung aufweisen kann. Im Vergleich: Bei Hendrick Motorsports war bislang nur Elliott (im aktuellen Kader) unter den letzten Vier.
Unter den letzten Vier waren ebenfalls aus dem Hause Penske Joey Logano und Brad Keselowski vertreten. Logano, der 2018 den Titel holte und damit die sechsjährige Durstrecke nach dem BK-Erfolg 2012 beendete, weiß mit seinem Kompagnon also ganz genau, worauf es in der entscheidenden Phase der Saison ankommt.
Einer der dabei nicht vergessen werden darf: Ryan Blaney. In Atlanta 1 bereits das Playoff-Ticket im direkten Duell gegen Kyle Larson gelöst und zuletzt in Michigan und Daytona zwei Siege in Folge geholt hat, könnte anno 2021 ebenfalls ein Kandidat dafür sein, wenn Hendrick Motorsports federn lässt, den ganz großen Wurf zu lassen.
Unterm Strich also: JGR und Penske lauern wie ein Rudel hungriger Löwen hinter einer Antilope. Sobald Hendrick Motorsports ein Fehler zulässt, einmal schwächelt, werden JGR und Penske mit sieben Mann die Chance beim Schopf ergreifen.
Was ist unterdessen los bei Harvick und Stewart-Haas?
Eine Horror-Saison erlebten bislang der 2014er-Champion und sein Team. In der Vorsaison in Sachen Resultate noch auf den Spuren von Dale Earnhardt Senior und Jimmie Johnson unterwegs gewesen, schien Harvick in der ersten Teil-Saison 2021 wie vom Erdboden verschluckt. Kein Stage-Sieg und kein Rennerfolg sprangen für den Veteranen heraus.
Trotzdem langte es nach Michigan über die Punkte, an den Playoffs teilhaben zu dürfen. Den einzigen Sieg feierte man mit Almirola in New Hampshire - und eben keinen mit Harvick! Auch Chase Briscoe und Cole Custer fanden den Weg nicht in die Siegerstraße. Es kam gar soweit, dass Stewart-Haas Racing auf Briscoe und Custer nicht um den Titel fahren wird.
Und ehrlich gesagt runzelt mir die Stirn beim Gedanken, dass Harvick und Almirola überhaupt die erste Playoffs-Runde überstehen werden. Meiner Auffassung nach wird sich die NASCAR-Gemeinde von der #4 und der #10, sowie von Michael McDowell (Front-Row Motorsports) und Tyler Reddick (Richard Childress Racing) nach der ersten Playoffs-Runde verabschieden müssen.
Bei Stewart-Haas Racing wird für 2022 definitiv einiges getan werden. Harvick hat bis einschließlich 2023 einen Vertrag, mit Custer und Briscoe hat der Rennstall Potenzial. Nur bei Almirola, der durch Smithfield Foods reichlich Sponsorgeld an Bord bringt, sollte man in der Chefetage doch zweimal überlegen, ob eine Beförderung von Riley Herbst (Xfinity-Programm) trotz des Geldes nicht sinnvoller wäre.
Im Grunde genommen bleibt am Ende eines: Auch wenn ich Harvick als Meister getippt habe, bleibe ich beim Aus in der ersten Playoffs-Runde. Nach der Regular-Season ist Larson definitiv der heißeste Tipp auf die Meisterschaft.