Vorschau: Folds of Honor QuikTrip 500
Neustart für Atlanta nach Umbau - Wer gilt als Favorit? - NASCAR-Experte Pete Fink mit der Einschätzung
Neustart für den Atlanta Motor Speedway nach dem Umbau im vergangenen Winter. Der alte Asphalt von 1997 ist adé, ebenso das bisherige 24-Grad-Banking. Ein 1.5-Meilen-Oval, mit dem Look eines Superspeedways, sorgt trotz Tests für die spannende Unbekannte über den Rennverlauf. 

NASCAR- und Motorvision-TV-Experte Pete Fink gibt Einblicke, was nach dem Umbau zu erwarten ist. Zudem werden laut Statistik Kurt Busch (23XI Racing) mit vier bzw. Kevin Harvick (Stewart-Haas Racing) mit drei Siegen als Favoriten gelten. Busch kommt auf 31 Atlanta-Starts, Harvick auf einen mehr. 

Pete Fink: “Mit dem neuen Auto kann man noch keine Prognosen geben”
Das 1.5-Meilen-Oval läutet passend zur Next Gen eine neue Ära ein. Im Winter wich die bis dato Streckenbreite von 55 Feet (16,76 Meter) auf 42 Feet (12,80 Meter) entlang der Gegengerade und 40 Feet (12.19 Meter) in den Kurven. Der Start/Ziel-Bogen wurde hingegen auf 18.77 Meter (61,6 Feet) verbreitert. Auch das Banking in den Kurven ist nun radikaler mit 28 statt 24 Grad. 

Unter dem Strich also ein Superspeedway getarnt im Mantel eines eigentlichen Intermediate-Ovals. Wie in Daytona und Talladega, setzt die NASCAR auf das Superspeedway-Paket mit 510 Horsepower und dem 7-Inch-Spoiler (17.78 Zentimeter). Auch die Regelung der doppelten gelben Linie (in Atlanta in weiß-rot-weiß gehalten) wird zum Einsatz kommen.

Es kommt deshalb nicht von ungefähr, wenn Pete Fink davon spricht, dass mit dem Next Gen “keine Prognosen” möglich sind. Im O-Ton: “Mit dem neuen Auto kann man keine Prognosen abgeben, aber ich erwarte viele Gelbphasen und als Folge viele Restarts.” Auch die “Choose Rule,” die zur Reihung beim Restart zum Einsatz kommen wird, könnte zum “strategischen Faktor” werden.

Zwar wurde in Atlanta nach dem Umbau mit den Fahrern Kurt Busch, Ross Chastain und Chris Buscher getestet, doch unter rennähnlichen Bedingungen wurde noch nicht gefahren. 

Überraschungssieger in Atlanta?
Chase Briscoe (Stewart-Haas Racing) reihte sich in Phoenix als 200.Cup-Sieger in der Geschichte ein. Er ist nach Austin Cindric (Daytona, Team Penske) der zweite Pilot, der zum ersten Mal in seiner Cup-Karriere in die Victory Lane einbiegen durfte. Und das wirft die Frage auf: Könnte uns in Atlanta ebenso ein Überraschungssieger oder ein First-Timer-Sieg bevorstehen?

Bislang gab es in der Geschichte des Georgia-Ovals sechs First-Timer. Bobby Johns (1960), Bob Burdick (1961), Jim Hurtubise (1966), Jerry Nadeau (2000), Kevin Harvick (2001) und Carl Edwards (2005). Und weil 2022 sowieso alles anders ist, wieso nicht auch ein Sieg durch die wieder erstarkte RCR-Truppe rund um den bislang sieglosen Tyler Reddick oder durch das Trackhouse-Duo Ross Chastain und Daniel Suarez?

Dieses Phänomen weiß Fink zu beantworten: “Durch das Next Gen ist es deutlich unterhaltsamer als mit den Gen6-Autos. Plötzlich haben Außenseiter die Chance auf einen Sieg - also genau das, was seitens NASCAR gewollt war.” Doch gleichzeitig kommt die Gegenfrage auf: “Wie lange bleibt das so? Wann akklimatisieren sich die Top-Teams?”

Dies dürfte wohl ein Faktor der Zeit sein. Denn die Top-Teams der Gen6-Ära (Penske, Hendrick, Joe Gibbs, Stewart-Haas) haben durch ihre finanziellen Ressourcen die nötige Mannstärke, um von Woche zu Woche in die Victory Lane zu rasen. Wie gesagt: Penske siegte durch Cindric in Daytona, Hendrick durch Larson und Bowman in Fontana bzw. Las Vegas und Stewart-Haas eben in Phoenix.

Was ist los mit den Reifen?
Daytona, Fontana, Las Vegas und Phoenix teilten alle das Thema “Reifen.” Von gebrochenen Felgen bis hin zu losen Rädern machen sich auch schlechte Stimmen über die Wirksamkeit der neuen Zentralmutter breit. Doch Fink ist der Meinung: “Das aktuelle Problem ist lediglich ein kleiner technischer Hickup und fern eines Fiaskos(sic!).” 

“Ich erinnere da an das Reifendrama in Indianapolis 2008, als ein echtes Problem mit der Haltbarkeit der Goodyear-Reifen bestand. Aktuell ist es meiner Meinung nach lediglich eine Kinderkrankheit, die mit den Pins und der fehlenden Erfahrung der Tyre Changer einher kommt,” unterstreicht der NASCAR-Buchautor. Weiter: “Man wollte die 18-Zoll-Alufelgen haben, die Zentralmutter ist nun das Nebenprodukt davon.”

Fink verweist zudem auf den Umstieg vom Car of Tomorrow auf die Gen6-Renner und hebt konkret das Fontana-Rennen 2014 hervor: “2014 erlebten wir in Fontana ein wahres Favoritensterben, mit den Reifenschäden bei Jimmie Johnson, Jeff Gordon und Team Penske. Und das waren noch die alten 15-Zoll-Reifen.” 

Gemessen daran, seien die Vorfälle in der Next-Gen-Ära noch “kein Fiasko,” wie unterstrichen wird. Zudem gehe er von “Verbesserungen im Laufe der Zeit” aus und verweist auch auf den Reifenlieferanten Goodyear: “Goodyear gibt zwar Empfehlungen für die Drücke heraus, letztendlich entscheiden die Teams aber selbst.” 

Wo bleibt die Toyota-Power?
Während Ford und Chevrolet mit jeweils zwei Siegen die Victory Lane für sich beanspruchen konnten, steht Toyota als bisheriger “Verlierer” der jungen Next-Gen-Ära da. Lediglich zwei von bislang 12 Stages (inkl. Stage 3) entschied der japanische Hersteller, durch Martin Truex Jr. in Daytona, für sich. 

Und: Nur drei Mal war Toyota bislang in den Top 5 am Ende eines Rennens zu finden, wobei Bubba Wallace (23XI Racing) mit Platz zwei in Daytona das beste Ergebnis erzielte. Kyle Busch wurde in Las Vegas Vierter, Kurt Busch in Phoenix Fünfter. Doch eben der ältere Busch-Bruder und Champion von 2004 weiß, worauf es in Atlanta ankommt. 

Mit vier Siegen (2002, 2009, 2010, 2021) ist er im aktiven Fahrerfeld der siegreichste Pilot. In der ewigen Bestenliste ist es Dale Earnhardt Sr. mit deren neun. Kurt Busch würde mit einem fünften Erfolg auf einer Stufe mit Jimmie Johnson, Jeff Gordon, Bill Elliott und Bobby Allison rangieren.
Ein Kurt-Busch-Sieg in Atlanta wäre für Nostalgiker ebenso passend, denn der 23XI-Racing-Pilot ist der letzte aktive Pilot, der mit Dale Earnhardt Sr. zur gleichen Zeit auf einer NASCAR-Rennstrecke (2000: 7 Rennen, 2001: Daytona 500) fuhr.

37 Autos in Atlanta
Greg Biffle (NY Racing Team) wird nach Daytona (Platz 36) und Las Vegas (Platz 34) nun den dritten Anlauf in der Startnummer 44 wagen. Die John-Cohen-Truppe erhält das Sponsoring des Stillman College. Das Privatcollege aus Tuscaloosa, Alabama, führte von 1999 bis 2015 ein Football-Programm in der NCAA Division II. 

Zudem steigt Noah Gragson erstmals in den Kaulig-Chevrolet mit der Startnummer 16 ein und wird auf der Strecke mit dem Sponsor chevyliners.com sichtbar sein. 

David Ragan (Rick Ware Racing) gibt sich nach dem Daytona 500 erneut die Ehre, während Josh Bilicki (Spire Motorsports) nach seiner Phoenix-Pause zurückkehrt. Letzterer erhält den Sponsor Zeigler Auto Group. 

QuikTrip vor dem Aus
QuikTrip wird am Sonntag zum letzten Mal als Teil-Namensgeber fungieren. Damit endet das achtjährige Engagement als Titel-Sponsor des Atlanta-Rennens. Ob die Lebensmittel- und Tankstellenkette in naher Zukunft zurückkehren wird, ist nicht bekannt.

Übertragung
Motorvision TV überträgt das Folds of Honor QuikTrip 500 in voller Länge. Übertragungsbeginn ist um 19:30 Uhr. Der Leftturnsonly.de-Live-Ticker wird in Atlanta pausieren und ab dem Austin-Rennen (27.03.) auf dem Circuit of the Americas wieder aktiv sein.