EuroNASCAR: Die Stimmen zu Vallelunga
EuroNASCAR: Die deutschen Stimmen zum Italien-Wochenende
Die EuroNASCAR machte für die zweite Station der Saison 2024 halt auf dem Autodromo di Vallelunga - Während Gil Linster, Bremotion und Co. jubelten, musste Patrick Schober eine ganz bittere Pille schlucken
Erstmals in der EuroNASCAR-Geschichte folgte in einer Saison der Autodromo di Vallelunga (Italien) auf den Circuit Ricardo Tormo (Valencia). In Mittelitalien trumpfte der niederländische Rennstall Hendriks Motorsport rund um den Luxemburger Gil Linster auf, während die beiden deutschen Teams Bremotion sowie Marko Stipp Motorsport beachtliche Ergebnisse bejubelten. Auf der anderen Seite musste Patrick Schober nach einem frühen Ausfall am Samstag einen herben Dämpfer bei seinen Ambitionen für den EuroNASCAR-2-Titel hinnehmen. 'Leftturnsonly.de' hat die deutschen Stimmen eingesammelt.

Linster: Zweimal Zweiter und reichlich Freudentaumel
Angefangen mit Gil Linster, der die Startnummer 50 von Hendriks Motorsport in der EuroNASCAR 2 pilotiert. Der 30-Jährige raste bereits am Samstag in der Qualifikation zur Pole-Position, nachdem der Luxemburger am Vortag das zweite Training angeführt hatte.

Doch mit dem zweiten Sieg in der Saison 2024 sollte es am Samstag nicht sein. Ein missglückter Restart kostete ihm die Führung gegen seinen Teamkollegen und Meisterschafts-Kontrahenten Martin Doubek. "Es war ein großartiges Rennen, heute hatte ich keine Chance, ihm [Martin Doubek, Anm.] nachzukommen. Nach einem Kontakt in Kurve 3 hatte ich Probleme mit dem linken Vorderreifen, ich hatte danach ein wenig Probleme in den Rechtskurven. Aber [der Doppelsieg] ist ein großartiges Resultat für Hendriks Motorsport", sagte Linster kurz vor dem Podium gegenüber 'euronascar.com'

Und auch am Sonntag hatte im Hendriks-internen Kampf um den Sieg erneut der tschechische Teamkollege die Nase vorn. "Das war eng. Ich habe in Sektor eins und zwei auf ihn aufgeholt, aber in Sektor drei habe ich die Zeit verloren", erklärte Linster den ausgebliebenen Schlussangriff in Richtung Doubek.

Nach zwei zweiten Plätzen und der Pole-Position am Samstag schloss der Luxemburger das Wochenende mit "ganz okay" ab, wie er auf Nachfrage von 'leftturnsonly.de' festhielt. Linster will nun in Brands Hatch neu angreifen und seine Rückkehr in die Victory Lane perfekt machen.
 
Schober: Wochenende einfach "nur scheiße"
Für Patrick Schober lief das Wochenende alles andere als nach Plan. Der RDV-Pilot erlebte ein wahres Fiasko, das Spuren des Brands-Hatch-Gastspiels 2023 aufkommen ließ. Dabei begann das diesjährige Vallelunga-Wochenende mit zwei zweiten Plätzen in den beiden Trainingssitzungen. Geschlagen wurde der 19-Jährige jeweils nur von Doubek sowie Linster.

Im Qualifying zum ersten EuroNASCAR-2-Rennen langte es für Schober für Platz acht. Im Anschluss klagte er über eine gestrichene Rundenzeit und "keinen Grip gefunden" zu haben. Trotz der leichten Enttäuschung im Zeitfahr-Training lag keine unmögliche Aufgabe vor ihm, zumal das österreichische Talent mehrfach bewiesen hatte, aus deutlich schlechteren Startplätzen sehr gute Endplatzierungen herauszufahren.

Doch dies sollte in Italien nicht geschehen. Denn in der fünften Kurve endete mit einem Schlag nicht nur das Samstagsrennen, sondern jegliche Hoffnung auf ein gutes und wichtiges Ergebnis. Aber was war geschehen?

Der Italiener Claudio Remigio Cappelli, der den Academy-Ford mit der Startnummer 5 pilotiert, hatte in der ersten Runde nach Kontakt mit Linster mit der Fahrzeugkontrolle zu kämpfen. Schober konnte trotz aller Bemühungen Cappelli nicht mehr ausweichen und der RDV-Ford wies nach einem strammen Zusammenstoß erheblichen Schaden auf. Doch stiegen beide Fahrer aus den Autos aus, was für eine Entwarnung bei allen Fans sorgte.

Für die Mechaniker bedeutete der schwere Schaden am RDV-Ford mit der Startnummer 3 Nachtschicht. Bis in die Morgenstunden war das Team mit der Reparatur beschäftigt, konnte sich aber trotz aller Bemühungen nicht belohnen. Denn zwar sprach Schober ein "großes Dankeschön" aus, das Auto startete allerdings von Platz 24 ins Sonntagsrennen und war alles andere als konkurrenzfähig.

"Leider war das Auto nicht richtig eingestellt. Das gesamte Wochenende war einfach nur scheiße", erklärte Schober auf Nachfrage von 'leftturnsonly.de' und reiste mit einem 17. Platz deutlich enttäuscht aus Italien ab. Doch will der Sohn von Peter Schober, dem Besitzer und Betreiber von Procar Motorsport, in Brands Hatch zurückschlagen und wieder in die Erfolgsspur zurückfinden. "Ab jetzt fahre ich hoffentlich nur Podesptlätze ein", zeigte sich Patrick Schober kämpferisch und führte weiter aus: "Ich hab mit Brands Hatch noch eine Rechnung offen."

3F Racing: "Es war mehr drinnen"
Für den deutschen Rennstall 3F Racing entpuppte sich das Gastspiel in Italien als ein "schwieriges Wochenende." Im Qualifying zum ersten Pro-Rennen langte es für den US-Star Ryan Vargas für Platz 14. Zeitlich fehlten etwas mehr als drei Zehntelsekunden für den Einzug in die Superpole, dem Shootout der zehn besten Piloten im Grunddurchgang.

Dies ging nicht spurlos an Teamchef Dennis Hirtz vorbei, der sich etwas bedrückt zeigte: "Leider haben wir die drei Sektoren nicht so zusammengebracht, wie wir sie gerne zusammengebracht hätten." Aber: Der 23-jährige Vargas, der den 3F-Chevrolet mit der Startnummer 30 pilotiert, wurde im ersten Pro-Lauf am Samstag Zwölfter und bestätigte damit die Konstanz, in Schlagweite zu den ersten Zehn zu sein. Zudem überquerte der Kalifornier das Ziel als Dritter in der Junior Trophy, der Wertung für Fahrer mit einem Alter unter 25 Jahren. "Damit waren wir ganz zufrieden", stellte Hirtz gegenüber 'leftturnsonly.de' klar.

Doch der Sonntag entwickelte sich zügig zum "gebrauchten Tag." Denn Vargas, der von Platz 16 in den zweiten Pro-Lauf des Wochenendes startete, erlitt einen technischen Defekt. "Wir hatten einen Defekt am Zündkerzenkabel. Wir konnten das zwar beheben, aber aufgrund der kurzen Renndistanz [von 18 Runden, Anm.] war da nichts mehr möglich", gab Hirtz bekannt, der um das Potenzial seines Schützlings wusste.

"Das ist sehr schade, weil wir einen guten Speed hatten, der uns in die Top Ten gebracht hätte. Es war definitiv mehr drinnen. Wir werden das in Brands Hatch umsetzten", zeigte sich Hirtz abschließend kämpferisch, dessen Team erstmals in Großbritannien starten wird.

Bremotion: Jubel in der Rookie Trophy, wichtige Punkte in der Pro-Wertung
Tobias Dauenhauer im #99-Chevrolet des in Frankfurt am Main angesiedelten Rennstalls Bremotion verzeichnete am zweiten Wochenende der Saison 2024 zwei Top-5-Resultate, nachdem der 26-Jährige noch rund einen Monat zuvor in Spanien auf das Podest gefahren war.

Bereits in den beiden Trainings legte der gebürtige Heppenheimer mit den Rängen sechs sowie elf den Grundstein für ein solides Gastspiel. Im Qualifying der Pro-Klasse klappte es erneut mit dem Einzug in die Superpole, der dritte Startplatz versprach für das erste Rennen am Samstag eine vielversprechende Ausgangslage.

Nach einem guten Start, bei dem er seine Platzierung verteidigen konnte, lag der Deutsche bis zur Full Course Yellow in Runde 3 von 18 auf bestem Weg, sein zweites Podest in Folge einzufahren. Doch bei der erneuten Aufnahme des Renntempos kam es zum Zweikampf mit Speedhouse-Pilot Lucas Lasserre. Dauenhauer wurde, nach eigener Angabe, abgedrängt und fiel nach Überfahrt der Fahrbahnschwellen bis auf Platz sieben zurück.

Ermutigt, die verlorenen Plätze wiedergutzumachen, spurtete der Deutsche bis auf Position vier nach vorn, verblieb aber trotz der Aufholjagd mit einem faden Beigeschmack. "Es wäre mit Sicherheit ein Podium drinnen gewesen", machte der gelernte Mechatroniker gegenüber 'leftturnsonly.de' deutlich.

Am Sonntag musste der Bremotion-Pilot erneut Geduld beweisen, beim Rennstart beschleunigte sein Vordermann Martin Doubek im Hendriks-Ford nicht wie erhofft durch, Dauenhauer fiel von Rang fünf auf Position sieben zurück. Zwar machte der zweifache EuroNASCAR-2-Vizechampion den verlorenen Boden wieder gut, das Wort "Schadensbegrenzung" traf es an dem Nachmittag allerdings passend. Trotz allem machte der Deutsche klar: "Im Großen und Ganzen bin ich mit den Plätzen vier und fünf nicht unzufrieden." Für das kommende Wochenende in Brands Hatch wolle man "voll angreifen und wieder auf dem Podium stehen."

Auf der anderen Seite der Box musste der jüngste Bremotion-Fahrer, Julien Rehberg, bereits zu Beginn Biss zeigen. Weil es einen Kupplungsschaden am Chevrolet Camaro mit der Startnummer 77 gab, verlor der 18-Jährige bei seinem ersten Auftritt in Italien wertvolle Trainingszeit. "Die Kupplung war verbrannt. Dadurch sind uns 60 Minuten Training weggefallen, das war nicht so geil", führte Rehberg aus.

Die Feuertaufe auf dem italienischen Rundkurs, der 1951 als Dirt-Piste eröffnet und 1957 erstmals asphaltiert wurde, erfolgte für den Youngster am Samstag im Qualifying zur EuroNASCAR Pro. Auch wenn er Platz 24 von 26 belegte, war Rehberg mit einem Rückstand von etwas mehr als drei Sekunden dennoch zufrieden: "Das ist gar nicht so schlecht", machte er zu dem Zeitpunkt deutlich und erweiterte: "Die Strecke ist definitiv nicht einfach, gerade mit einem EuroNASCAR-Auto. In Kurve 1, der Mutkurve, musst du echt Eier haben, durchzufahren."

Das erste Pro-Rennen endete zwar auf Rang 17 in der Gesamtwertung und Rang sechs in der Junior Trophy, dafür lief es aber im ersten EuroNASCAR-2-Rennen wie am Schnürchen. Von Startplatz 12 aus ging es vor bis auf Position sechs, der besten Endplatzierung in der Saison. Viel wichtiger war aber: Rehberg fuhr zum dritten Mal in Folge zum Sieg in der Rookie Trophy und baute zu dem Zeitpunkt seine Führung in der Wertung weiter aus. "Das hatte ich gar nicht erwartet", sagte Rehberg etwas überrascht zum Ergebnis.

Der Sonntag sorgte allerdings für einen weiteren Rückschlag: Nach einem Ausfall im EuroNASCAR-2-Rennen, dem ein technischer Defekt zugrunde lag, endete das zweite Pro-Rennen auf Platz 18. Auch wenn es ein Auf und Ab der Emotionen war, hielt Rehberg fest: "Ohne mein Team, Tobias Dauenhauer und Dominique Schaak, wäre ich nicht so schnell gewesen. Sie haben mir sehr geholfen und viele Tipps gegeben."

Dominique Schaak, der die Startnummer 99 in der EuroNASCAR 2 bewegt, erlebte hingegen ein "turbulentes Wochenende", wie sich auf der Facebook-Seite des Teams lesen lässt. Der 33-Jährige erreichte im Qualifying einen 23. Startplatz und beendete den Samstagslauf auf Position 16 - seinem bis dato Ergebnis in der Saison 2024.

Hoch motiviert für den Sonntag, startete der Familienvater von Platz 17 und belegte nach einer "sehenswerten Aufholjagd" den elften Platz. Damit verpasste Schaak nur hauchdünn das zweite Top-Ten-Ergebnis seiner EuroNASCAR-Karriere, nachdem er im Vorjahr beim Heimspiel-Debüt in Oschersleben einen sechsten Platz erzielt hatte.

Marko Stipp Motorsport: Startnummer 46 mit Gesamplatz drei in der Endurance-Wertung
Für Marko Stipp Motorsport, dem Team aus Herford, Nordrhein-Westfalen, gab es am Geburtstagswochenende von Teamchef Marko Stipp, der am Samstag das sanfte Alter von 47 Jahren erreichte, einige Erfolge zu feiern. Zunächst legte am Freitag Gordon Barnes in der Club Challenge vor und bewies einmal mehr, warum der Brite dreifacher Meister der Gleichmäßigkeitsprüfung ist.

In der Qualifikation zum ersten Pro-Lauf belegten Thomas Krasonis (#46), Victor Neumann (#47) sowie Nick Strickler (#48) die Positionen 17, 22 bzw. 26. Im ersten Rennen avancierte schließlich Krasonis einmal mehr zum am besten positionierten Piloten des Teams und holte mit Gesamtrang 14 gar zum vierten Platz in der Junior Trophy aus, während Neumann das Ziel auf Rang 16 und Strickler auf Position 20 sahen.

Nicht ein, sondern zwei Autos brachte das Team hingegen in der Qualifikation der EuroNASCAR 2 in die Top 20. Neumann belegte mit Platz 14 die beste Startplatzierung, während Strickler von Rang 18 losfuhr und Krasonis sich mit Position 22 zufriedengeben musste. Aber gerade letztgenannter machte im ersten E2-Lauf mit einer unglaublichen Aufholjagd deutlich, warum sowohl der Grieche als auch der gesamte Rennstall nicht zu unterschätzen sind. Denn den Zielstrich überquerte Krasonis auf Rang vier und fuhr damit sein bestes Saisonresultat ein. Gleiches galt für Strickler, der allerdings Zwölfter wurde. Neumann schied hingegen in Runde 4 aus.

Am Sonntag legte Krasonis im zweiten Pro-Rennen nochmals nach. Aus einem 14. Platz am Vortag machte der 22-Jährige Rang 12 und einen wichtigen dritten Platz in der Junior Trophy. Strickler landete auf Position 20, Neumann belegte Rang 22. Motiviert vom Vortagsergebnis in der EuroNASCAR 2, holte Krasonis auch beim zweiten Lauf zum vierten Platz aus und wiederholte nicht nur das Gezeigte, sondern klopfte zum zweiten Mal am ersten EuroNASCAR-Gesamtpodium seiner Karriere und jenes des Teams an. Strickler und Neumann waren mit den Plätzen 15 und 19 erneut in den Top 20 zu finden.

Marko Stipp Motorsport reiste, neben den individuellen Erfolgen der Fahrer, mit einer weiteren Trophäe aus Vallelunga ab. Denn aufgrund der akkumulierten Rennzeiten der Startnummer 46, die im Alleingang von Krasonis in der Saison 2024 pilotiert wird, reichte es in der vor Saisonbeginn eingeführten Endurance Trophy für Gesamtrang drei. Damit war man um drei Positionen besser als im spanischen Valencia.

Dies ließ sich auch in der Stellungnahme von Marko Stipp lesen. Der Ex-Pilot sagte: "Das gesamte Team inklusive der Fahrer hat hart gearbeitet und einen guten Job gemacht. Natürlich gibt es bei drei Autos und insgesamt sechs individuellen Rennergebnissen immer Höhen und Tiefen, aber alles in allem sind wir sehr zufrieden. Die zwei vierten Plätze mit Thomas und Platz drei in der Teamwertung zeigen, dass die harte Arbeit Früchte trägt."

Meisterschaftsplatzierungen der Fahrer
Während der Italiener Vittorio Ghirelli im PK-Chevrolet die Wertung der Pro-Klasse mit 155 Punkten anführt, rangiert Dauenhauer mit 118 Zählern als Sechster und ist damit der beste deutschsprachige Pilot. Krasonis, der neben Griechisch und Englisch auch Deutsch spricht, belegt Rang neun (-51), in der Junior Trophy allerdings Position drei. Thomas Toffel, Leader der Challenger Trophy, ist Gesamt-Zehnter (-55). Rehberg ist geteilter 24. mit 39 Punkten.

In der EuroNASCAR 2 hat zwar Doubek mit ebenfalls 155 Punkten die Nase vorn, in der direkten Verfolgung liegt aber der Schweizer Toffel (-24). Dritter ist der Luxemburger Linster (-29) und verweist mit einem Unterschied von sieben Zählern Krasonis auf Rang vier. Rehberg, Leader der Rookie Trophy, rundet die Top 5 mit 106 Punkten ab. Schober ist Achter (-54). Dominique Schaak rangiert auf Platz 22 (-86).

Am 8. und 9. Juni findet in Brands Hatch das dritte Wochenende der Saison statt. Weil die Club Challenge ausgesetzt ist, startet die Action am Freitag mit den Trainings zum elften "American SpeedFest."

 Mit Bildmaterial von NASCAR Whelen Euro Series/Nina Weinbrenner & NASCAR Whelen Euro Series/Bart Dehaese