Phoenix-Finale
Das Meisterschaftrennen: 4 Fahrer, 312 Runden, ein Champion!

Die NASCAR Cup Series wird am Sonntag das Meisterschafts-Rennen auf dem Phoenix Raceway in Arizona austragen und den neuen Meister küren. Der zweite Besuch auf dem ein-Meilen-Oval wird also wie in den vergangenen beiden Jahren ein ganz besonderes Rennen werden, was man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte.


Short-Track oder Intermediate?

Der Phoenix International Raceway zeichnet sich vor allem durch sein ungewöhnliches Layout aus. Die Strecke kann mit 1,02 Meilen Länge sowohl als langer Short-Track als auch kurzes Intermediate-Oval bezeichnet werden. Wobei der Begriff „Oval“ bei der unsymmetrischen Form evtl. gar nicht mal so passend ist.

Die ersten beiden Kurven der Asphaltstrecke bieten ein geringes, progressives Banking von 8 bis 9 Grad, während die Kurven 3 und 4 etwas steileres 10 bis 11 Grad progressive Banking bieten. Dazu zeichnet sich die Strecke vor allem durch das „Dogleg“, also den Innenbereich der Zielkurve aus, welches von einigen Piloten extrem geschnitten wird.

Eine weitere Besonderheit ist das große Kaktus-förmige Licht neben der Ziellinie, welches im Rennen entweder grün, oder bei Cautions gelb für die bis zu 42.000 Zuschauer leuchtet.

Phoenix ist seit 1988 durchgehend im Cup-Kalender und hat ab 2005 immer einen zweiten Termin bekommen. Die Meisterschaft wird seit 2020 in Phoenix entschieden.


Schlüssel zur Meisterschaft: Clean Air, Qualifying und der Money-Stopp

Da das Überholen in Phoenix zwar nicht unmöglich, aber zumindest ziemlich schwierig ist, wird die unverwirbelte „Clean Air“ sowie Track-Position ein wichtiger Aspekt zum Gewinn der Meisterschaft sein.

Doch sollte man nie die Wichtigkeit des „Money-Stopps“ (letzter Boxenstopp im Rennen) unterschätzen. Kyle Larson kam im letztjährigen Finale auf Platz vier liegend zum letzten Stopp und konnte durch den zweitbesten Saison-Boxenstopp damals an allen drei anderen Finalisten beim Boxenausgang vorbei gehen. Anschließend verteidigte er die Führung bekanntermaßen bis zum Ziel.

Um einen möglichst schnellen Stopp zu ermöglichen, ist jedoch vor allem die Wahl des Boxenplatzes und daher Qualifying-Position wichtig, denn der Pole-Setter darf seinen Boxenplatz zuerst auswählen. 2021 holte sich Larson die Pole und damit auch den Erfolg bringenden letzten Platz in der Pitroad mit dem kürzesten Weg zur Timing-Linie.


Das jüngste Finalfeld aller Zeiten

Mit einem Altersschnitt von 29 Jahren, 3 Monaten und 19 Tagen stellen die diesjährigen vier Finalisten das jüngste Final-Starterfeld der Geschichte dar. Zusätzlich wird es erst das fünfte Mal in der Cup-Geschichte vorkommen, dass vier verschiedene Teams im Finale stehen. Zusätzlich sind mit Chevrolet, Ford und Toyota alle drei Hersteller im Finale vertreten.


Joey Logano

Der 32-jährige Penske-Pilot (#22, Ford) wird in diesem Jahr der älteste Fahrer im Final-4 sein, bringt dafür aber einiges an Erfahrung mit. Der Meister von 2018 wird am Sonntag schließlich schon sein fünftes Finale bestreiten und hat bereits 30 Karrieresiege in der Cup-Series. Der in Middletown, Connecticut geborene Fahrer gewann 2022 erstmals beim zwölften Saisonrennen in Darlington nach einem späten Bump-and-Run gegen William Byron. Nur drei Rennen später sicherte er sich auf dem World Wide Technology Raceway (Gateway) Sieg Nummer zwei. In den Playoffs reichte es in der Round-of-16 und Round-of-12 zwar nur für je ein Top-10-Ergebnis, jedoch konnte er sich in Las Vegas mit dem dritten Saisonsieg direkt im Round-of-8-Auftaktrennen für die Final-4 qualifizieren und legte in Martinsville mit Platz sechs nach. Das erste Phoenix-Rennen der Saison schloss er auf Platz acht ab, hat dort aber schon zweimal gewonnen.


Christopher Bell

Christopher Bell (#20, Toyota) hatte einen zähen Start in die Saison 2022. In der zweiten Hälfte der regular Saison wendete sich jedoch das Blatt und er konnte in New Hampshire (Saisonrennen Nummer 20) per Sieg in die Playoffs einziehen. Der 27-Jährige meisterte anschließend die erste Playoff-Runde mit drei Top-5-Ergebnissen. In beiden folgenden Playoff-Runden befand sich der in Norman, Oklahoma geborene Joe-Gibbs-Racing-Pilot jedoch jeweils in einer Must-Win-Situation, welche er mit den Siegen bei beiden Cutoff-Rennen auf dem Charlotte Roval bzw. in Martinsville meisterte. Für Bell wird es das Debüt in der Final-4 sein. Beim ersten Besuch in Phoenix wurde er Sechsundzwanzigster.


Chase Elliott

Mit 26 Jahren wird Chase Elliott (#9, Chevrolet) der jüngste Fahrer im Finale sein. Der diesjährige Regular-Saison-Champion konnte seinen ersten Saisonsieg in Dover holen (Saisonrennen #11). Nur einige Wochen später gewann er in Nashville, gefolgt von P2 in Road America, Saisonsieg Nummer drei in Atlanta (nach Block gegen LaJoie), P2 in New Hampshire und dem vierten Sieg in Pocono (nach Hamlin und Kyle Busch DQ). In den Playoffs verlor der in Dawsonville, Georgia geborene Publikumsliebling allerdings an Momentum. Dem Hendrick-Piloten gelangen lediglich ein zweiter Platz in Bristol sowie ein Sieg in Talladega. Jedoch war es am Ende zu wenig, um sich neben der Fahrer- auch für die Owner-Final-4 zu qualifizieren (wird dort von HMS-Teamkollegen Kyle Larson ersetzt). Im März beendete er das Phoenix-Rennen auf Platz 11. Positiv dürfte jedoch stimmen, dass seitdem das Finale in Phoenix ausgetragen wird (2020) nur Hendrick-Piloten Cup-Meister wurden.


Ross Chastain

Der Trackhouse-Pilot (#1, Chevrolet) ist sicherlich die große Überraschung in diesem Jahr. Noch im sechsten Saisonrennen sicherte er sich nach hartem Manöver gegen AJ Allmendinger und Alex Bowman seinen ersten Karrieresieg auf dem Circuit of the Americas in Texas. Der zweite Sieg folgte im zehnten Rennen in Talladega. Anschließend folgten zunächst viele Top-10-Ergebnisse, bis der aus einer Wassermelonen-Farmerfamilie stammende Titelkandidat auf eine sieben Rennen anhaltende Serie von nicht-Top-15-Resultaten direkt vor Playoff-Auftakt ging. In den Playoffs gelangen dem in Alva, Florida geborenen Piloten sechs Top-10-Ergebnisse in neun Rennen, wobei vor allem sein unglaubliches „Hail-Melon“ Videospiel-Manöver in der letzten Runde des Martinsville-Rennens im Gedächtnis bleiben wird. Ob wir seinen charakteristischen „Watermelon-Smash“ auch in Phoenix sehen werden bleibt abzuwarten, dort kam er aber immerhin auf dem zweiten Platz, kurz hinter Chase Briscoe, beim ersten Besuch 2022 an.


Phoenix-Spezialist Kevin Harvick mit Favoritenrolle

Beim Blick auf die Sieges-Statistiken fällt auf, dass nur vier aktive Cup-Fahrer mehrfach in Phoenix gewinnen konnten. Das ist auch nicht weiter verwunderlich, wenn man bedenkt, dass Kevin Harvick neunfacher Phoenix-Rennsieger ist. Zwischen 2013 und 2015 gelangen ihm sogar vier Siege in Folge!

Neben Harvick hat auch Kyle Busch gute Erinnerungen an Phoenix, schließlich konnte er dort drei Cup-, elf Xfinity- und zwei Trucksiege einfahren. Beim seinem JGR- und M&M´s-Abschiedsrenenn wäre Sieg Nummer vier sicher besonders emotional.

Denny Hamlin und Finalist Joey Logano gewannen je zwei Renenn auf dem ein-Meilen-Oval in Arizona.

Chase Elliott und Kyle Larson krönten sich hier in den vergangenen beiden Jahren per Sieg zum Champion. Martin Truex Jr., Kurt Busch und Chase Briscoe haben ebenfalls je einen Phoenix-Sieg auf dem Konto.


Alex Bowman kehrt zum Heimrennen zurück

Nach seiner Gehirnerschütterung im Texas-Playoff-Rennen wird Alex Bowman am Sonntag bei seinem Heimrennen in Arizona zurück ans Steuer des Hendrick-Chevrolets mit Startnummer 48 kehren.

Zusätzlich wird Garrett Smithley anstelle von JJ Yeley im Rick-Ware-Ford #15 starten.

AJ Allmendinger startet ein letztes Mal als Teilzeitfahrer in der Startnummer 16 von Kaulig Racing, bevor er 2023 Vollzeit in diesem Auto Platz nehmen wird.

Landon Cassill wird sein letztes Rennen in der #77 von Spire Motorsports machen, welche nächste Saison von Ty Dillon pilotiert wird. BJ McLeod bleibt in der Startnummer 78 von Live Fast Motorsports und Xfinity-Finalist Ty Gibbs ersetzt erneut Kurt Busch im Toyota #23 von 23XI Racing.


Stagelängen und Übertragung

Das Finale wird am Sonntag ab 19:30 Uhr auf Motorvision mit Pete Fink und Lenz Leberkern an den Mikrofonen sowie ab 20:30 Uhr auf Sport 1+ und dem Trackpass in Originalton übertragen. Wir stellen zudem den LTO-Liveticker auf Twitter bereit.

Beim 312 Runden langen Entscheidungs-Rennen wurden die Stagelängen auf kurze 60 Runden in der ersten Stage, 125 Runden in der zweiten und 127 Meisterschafts-entscheidenden Runden in der finalen Stage aufgeteilt.

Der Caution-Rekord liegt bei 12 und wurde sowohl beim November-Rennen 2014, als auch im März-Rennen 2020 erreicht. Der Wetterbericht sagt sonniges Wetter mit einer Regenwahrscheinlichkeit von 0% voraus.