Truex: Wussten, wir können siegen
Truex über den Dover-Sieg: "Wir wussten, dass wir das Zeug dazu hatten"
Martin Truex Jr. gewann beim Würth 400 zum vierten Mal in seiner Cup-Karriere auf dem Dover Motor Speedway - Die Stimmen des Siegers und von Ross Chastain zusammengefasst
Die "Monster Mile" ist für die Truex-Familie ein ganz besonderer Ort. Nicht nur kommt Martin Truex Jr. durch seinen vierten Heimspiel-Sieg auf dieselbe Anzahl an Dover-Erfolge wie Mark Martin, Ricky Rudd, Bill Elliott und Harry Gant, sondern am Samstag zuvor gewann Bruder Ryan im zarten Alter von 31 Jahren zum ersten Mal in einer der drei Top-Divisionen der NASCAR.

Damit avancierten die Truex-Männer zum fünften Bruderpaar in der NASCAR-Geschichte, dem dieses Kunststück gelang. Die anderen vier waren: Kurt und Kyle Busch (2006/2009/2010); Kenny, Rusty und Mike Wallace (1994); Ward und Jeff Burton (2001) sowie Darrell und Michael Waltrip (1992).

Sieger Truex: "Der Sieg ist unglaublich"
Die ersten Impressionen des Siegers Martin Truex Jr., der damit eine Durststrecke von 54 Cup-Rennen (Clash-Sieg ausgenommen, da nicht relevant für die Wertung/Playoffs) beendete, waren: "Es fühlt sich einfach unglaublich an. Wir waren einige Male so nah dran, und haben es auch einige Male verschenkt."

"Aber wir wussten, dass wir das Zeug dazu hatten. Wir haben Führungsrunden gesammelt, Rennen dominiert, aber es kam dann einfach nicht zusammen. Ich habe immer gesagt, dass wir einfach an dem festhalten sollen, was wir immer machen", führte der 32-fache Cup-Laufsieger weiter aus.

Die letzte Gelbphase, ausgelöst durch Joey Logano kurz vor Ende des 400-Runden-Rennens, gefährdete zwischenzeitlich den Truex-Sieg. Doch Crew Chief James Small spendierte seinem Piloten zwei neue Reifen, für Truex war dies unter dem Strich "die richtige Entscheidung." 

Dazugelernt hat man aber bei der Startnummer 19 offenbar. Denn noch wenige Wochen zuvor verlor Truex in Richmond eine mögliche Siegchance, als der Cup-Champion von 2017 für den Endspurt nur mehr gebrauchte Reifen zur Verfügung hatte.

"Ryan hat so hart dafür gearbeitet"
Das Würth 400 fand zwar aufgrund des Schlechtwetters erst am 29. Todestag von Formel-1-Legende Ayrton Senna statt, doch am 29. April ging der Stern für Ryan Truex auf, der erst in seinem 188. Anlauf (Cup, Xfinity, Trucks zusammengerechnet) ein Rennen gewann.

"Dover ist ein spezieller Ort. Der Samstag war für die Familie ein großer Tag. Ryan hat sehr lang und sehr hart für ein gutes Cockpit gearbeitet. Es war einfach großartig, ihn siegen zu sehen", führte Martin Truex Jr. aus.

Übrigens: Ryan Truex siegte nicht nur im Xfinity-Rennen, sondern ebenfalls in einem Gibbs-Toyota. Und, weil es das Schicksal wohl so will, raste der Teilzeit-Fahrer ebenfalls im Toyota mit der Startnummer 19 als Erster ins Ziel.

Joe Gibbs: "Wir sind mit Martin im Gespräch"
Der Vertrag von Martin Truex Jr. läuft zum Saisonende aus, der 42-Jährige wäre ohne Cockpit für die Saison 2024 (Stand: 02.05.2023). Dies wirft natürlich Fragen über die Zukunft von "MTJ" auf.

Joe Gibbs erklärte auf der Pressekonferenz: "Wir sind dauerhaft mit Martin bezüglich nächster Saison im Gespräch. Wir wollen, dass er so lang wie möglich bei uns bleibt. Ich denke, der beste Weg ist, Rennen zu gewinnen oder eine Chance auf den Titel zu haben. Ich denke, das ist die beste Arbeit, die wir tun können."

Truex-Crew-Chief Small, der beim entscheidendem Stopp, dem "Money Stopp", einen kühlen Kopf behielt, erläuterte seine Vorgehensweise, die schließlich zum Triumph führte: "Ich dachte, dass beim Stopp, vor allem weil nur acht Fahrer in der Führungsrunde waren, auch andere Fahrer nur auf zwei Reifen setzen würden. Ich hatte ein wenig Sorgen, auch wenn wir Platz zu den Verfolgern hatten und die Pit Crew einen phänomenalen Job gemacht hat."

"Mein Gedanke war, dass die [anderen Fahrer] uns wahrscheinlich bei einem Vier-Reifen-Stopp schlagen würden. Aber ich wusste, dass wir in der Führungsposition die Konkurrenz schlagen würden, auch wenn wir reichlich Runden auf den Reifen [entlang der linken Seite] hatten."

Chastain: "Der Leader hatte eine Chance auf den Sieg"
Ross Chastain, der 98 von möglichen 400 Runden anführte und mit dem Stage-2-Erfolg seinen vierten Segment-Sieg in der laufenden Saison einheimste, hatte im Zielsprint um 0,505 Sekunden das Nachsehen.

Dabei machte die Startnummer 1 bereits in der ersten Stage negativ auf sich aufmerksam, als der Trackhouse-Fahrer den im Zweikampf befindenden Brennan Poole (Rick Ware Racing) in Turn 1 in die SAFER-Barrier schob.

Vorgesprungen zur letzten Gelbphase kurz vor Rennende, erhielt Chastain vier neue Reifen, während Konkurrent Truex nur zwei neue Pneus bekam. Der Trackhouse-Pilot konnte den Vorteil allerdings nicht nutzen, zeigte sich aber im Nachgang weitestgehend entspannt über die Niederlage.

"Der Leader hatte eine Chance auf den Sieg", fasste Chastain im Hinblick auf den letzten Restart zusammen und holte zur Entschuldigung gegenüber Poole und Rick Ware Racing aus: "Ich schulde Brennan und Rick Ware Racing eine große Entschuldigung, und ein wenig mehr. Ich werde zu ihnen fahren und mich mit ihnen aussprechen."